Solo unterwegs: Selbst ist die Frau!

Genieße deine Freiheit auch allein (Bild: AdobeStock # 209741797)

Du bist abenteuerlustig, willst die Welt erobern, aber weiblich und alleine? Warum „aber“? Immer wieder hört Frau, dass eine Soloreise doch zu unsicher, gefährlich und einsam sei. Ist das so oder gibt es nicht Tipps und tolle Beispiele wie du auch alleine entspannt und mit viel Spaß campend unterwegs sein kannst?

Ich reise unheimlich gerne. Ich liebe es Neues zu entdecken, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen. Immer wieder reise ich alleine und stelle dabei fest, dass ich mich selten einsam fühle. Mit dem Rucksack reiste ich alleine durch Neuseeland, verschiedene Länder in Südamerika, Südafrika und immer wieder durch Europa. Bedenken kenne ich selbst sehr gut und ab und zu fühlte ich mich einsam, würde meine Erlebnisse gerne teilen. Auch ich musste in das „Alleinreisen“ erst reinwachsen, die Vorteile kennenlernen und mit den Nachteilen lernen umzugehen. Inzwischen genieße ich meine Trips alleine und die damit einhergehende Freiheit ebenso wie Trips zusammen mit Freunden.

Du bist nicht allein

Solo zu verreisen wurde in den letzten Jahren immer mehr IN. Alleinreisende Camper, insbesondere Frauen, werden nicht mehr als Freaks gesehen wie es vielleicht vor noch zehn Jahren der Fall war. Und somit ist das Netz voll von alleinreisenden Frauen. Auf Instagram, Youtube, Facebook und co. findest du tolle Inspirationen durch Frauen jeden Alters und Typs. Einige haben ihren Camper selbst ausgebaut, andere sind mit einem fertigen Wohnmobil unterwegs. Sie berichten von kurzen oder langen Reisen und du kannst sie begleiten durch Deutschland, Europa oder gar die ganze Welt. Und ganz wichtig: alle sehen sehr zufrieden aus und ich bin mir sicher, dass es häufig nicht nur für das Foto ist.

Tipp

Es ist nicht immer alles ein Instagram-Moment. Wie bei allen Informationen im Netz gilt auch hier: schau immer ganz genau hin wer sich mit welchen Themen wie intensiv befasst und ob die- oder derjenige weiß wovon sie oder er spricht. Es gibt immer wieder Tipps und Berichte von Menschen, die selber noch nie alleine verreist sind oder einfach ganz anders als es dir vorschwebt. Dies kann bei dir zu falschen Erwartungen und Enttäuschungen führen.

Typisches Instagram-Motiv (Bild: Alex Azabache, Pexels)

Wenn du nicht weißt wohin

Der einen liegt es mehr, der anderen weniger: offen auf andere Menschen zuzugehen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Nicht jede hat den Mut auf andere Camper zuzugehen. Dank des Internets ist es inzwischen etwas einfacher selbst als eher introvertierter Mensch sowohl mit anderen Reisenden als auch mit Einheimischen in Kontakt zu treten.

In sozialen Medien wie Facebook finden sich zahlreiche Gruppen, in denen du mit Menschen mit ähnlichen Interessen in Kontakt treten kannst und gegebenenfalls auch Treffen vereinbaren, wenn ihr das gleiche Ziel habt. Es finden sich zum Beispiel Gruppen für Bulli-Camper, autarke Camper, private Campingplätze, Selbstausbauer und Camping-Anfänger. Hier Tipps zu geben ist schwierig. Am besten schaust du selbst, welche Gruppe die richtige für dich ist. Wichtig ist immer die Aktivität und die Anzahl der Mitglieder zu prüfen, um sicher zu gehen, dass es sich auch um eine aktive Gruppe und nicht um eine „Karteileiche“ handelt.

Nicht nur auf Facebook sondern auch auf eigens dafür geschaffenen Webseiten kannst du private Stellplätze finden, angeboten von Menschen, die Lust haben andere Menschen zu sich einzuladen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Hier findest du eine umfangreiche Übersicht über mehr oder weniger kommerzielle Plattformen, auf denen private Eigentümer die unterschiedlichsten Stellplätze und Unterkünfte zu sehr günstigen bis gehobenen Preisen anbieten. Du findest individuelle Plätze fernab der Campingplatzmassen mit dem Vorteil der sicheren Buchung und dem persönlichen Kontakt zu deinen Gastgebern. Bewertungen anderer Camper können dir helfen schon vorab einen noch besseren Eindruck zu bekommen. Zusätzlicher Bonus: so kannst du bereits vorab mögliche gemeinsame Interessen herausfinden und sowohl mit anderen Campern als auch mit den Gastgebern leichter in Kontakt treten.

Allein, aber nicht einsam: Couchsurfing und co.

Noch bevor es solche Campingplattformen gab, haben bereits andere Gastfreundschaftsnetzwerke dir die Möglichkeit geboten mit Einheimischen in Kontakt zu treten, die dir ihr Zuhause zum Übernachten anbieten. Der Platzhirsch in diesem Bereich ist sicherlich das internationale Netzwerk Couchsurfing mit mehr als 14 Millionen Mitgliedern weltweit. Zwar geht es augenscheinlich vor allem darum einem anderen Mitglied einen kostenlosen Schlafplatz anzubieten. Gestartet ist Couchsurfing aber vor allem mit der Vision, dass sich Menschen weltweit miteinander verbinden können, um sich auszutauschen, sich gegenseitig zu helfen und ihre Kulturen und Reisegeschichten zu teilen. Die Gastgeber sind nicht unweigerlich selbst Reisende und nicht jede und jeder, die oder der durch die Welt reist, bietet die eigene Wohnung zur Übernachtung an. Wer möchte, kann über das Netzwerk einfach Einheimische finden, die Lust haben anderen Menschen ihre Stadt zu zeigen und sie mit lokalen Insider-Tipps zu versorgen. Auch hier gibt es die Möglichkeit anhand des Feedbacks anderer schon vorab einen Eindruck von deinen Kontakten zu bekommen. Dies ist sicherlich gerade für alleinreisende Frauen wichtig, um zu vermeiden, dass unterschiedliche Erwartungshaltungen aufeinandertreffen. Immer wieder wird Couchsurfing als eine andere Art Tinder kritisiert. Ich empfehle Dir die Safety Basics von Couchsurfing anzuschauen. Ich habe dank Couchsurfing allerdings weltweit Freunde gefunden, mit denen ich noch Jahre später in Kontakt bin und die mich inzwischen selbst schon einige Male besucht haben. 

16 Jahre war Couchsurfing kostenfrei. Im Mai 2020 wurde ein Beitrag von 14 Euro pro Jahr für Mitglieder aus vielen westlichen Ländern eingeführt. Der Grund seien die fehlenden Einnahmen durch die Corona-Krise, wie das Unternehmen selbst schildert. Durch die COVID-Pandemie fielen Einnahmen durch Werbung die kostenpflichtige Identitätsprüfung der Nutzer weg. Durch diese Maßnahmen hat Couchsurfing für einige Nutzer den Charme verloren, andere wiederum haben Verständnis für diese Maßnahmen, zumal sie auch Vorteile beinhaltet wie der Wegfall von Werbung durch Drittanbieter. 

Ähnlich wie Couchsurfing funktionieren Nonprofit-Websites wie bewelcome.org, hospitalityclub.org und trustroots.org.

Tipp

Nicht nur du möchtest vorab einschätzen, ob deine Gastgeberin oder dein Gastgeber zu dir passt, auch die möchten gerne etwas von dir zu erfahren, wenn sie dich zu sich nachhause einladen. Gib daher möglichst viele persönliche Informationen wie Interessen, Sprachkenntnisse, Wünsche und Ziele für die Zukunft an. Genauso wie du persönliche Referenzen vorab checkst, um vorab zu sehen, ob dein Kontakt zu dir passt, möchten es auch andere machen. Gebe immer auch ein wertschätzendes und ehrliches Feedback.

Sicher ist sicher

Die Unabhängigkeit und die Flexibilität ist das was die meisten am Campen reizt. Doch diese Freiheit und die damit einhergehende Verantwortung für das Gelingen des Trips wird gerade von Soloreisenden anfänglich als ziemlich anstrengend empfunden. Setz dich nicht gleich so unter Druck. Suche dir bereits vor der Reise mögliche Plätze aus und frage sie eventuell schon vorab an. Dann kannst du dich entspannter auf den Weg machen.
Natürlich gelten generell die gleichen Sicherheitsvorkehrungen, die auch zuhause gelten, wenn du unterwegs bist. Lasse zum Beispiel keine Wertsachen im Auto. 
 
In den allermeisten Fällen wollen dir deine Mitmenschen nichts Böses. Gut, sie sind vielleicht mal mies gelaunt und einige nerven, aber sie tun dir nichts. Solltest du dennoch in eine Situation geraten, in der du angesprochen wirst und dich unwohl fühlst, dann ist es vollkommen ok, dass du auch mal lügst. Natürlich kannst du Fremden sagen, dass deine Freunde nur gerade woanders sind und du sie gleich triffst oder das dein Freund gerade beim Einkauf ist. Höre immer auf dein Bauchgefühl und vertraue auf deinem gesunden Menschenverstand. Fühlt sich ein Stellplatz nicht sicher an, dann fahre lieber weiter. Eine gute Vorbereitung hilft dir auch hier, keine Risiken einzugehen. 

Couchsurfing und co. können dir helfen neue Freundschaften zu knüpfen (Bild: Elle Hughes, Pexels)

Tipp

Beginne in kleinen Schritten. Solltest du noch nie alleine gereist sein, so starte nicht gleich mit einer mehrwöchigen Reise quer durch Europa. Schau erst einmal wie es dir mit einem Kurztrip über ein verlängertes Wochenende in der näheren Umgebung geht. So sammelst du erste Erfahrungen und weißt auf welche Dinge du achten solltest. 

Und was ist, wenn du dich doch einsam fühlst?

Es gibt Situationen und Orte wo es schwierig ist neue Kontakte zu knüpfen. Grade auf Campingplätzen auf denen schon eingeschworene Gemeinschaften existieren oder auf denen vor allem Familien oder größere Gruppen sind, ist es für Solo Camper nicht so einfach andere Menschen über einen kurzen Small-Talk hinaus kennenzulernen.

Natürlich gibt es diese Momente, in denen du dich einsam fühlen kannst. Mir geht es vor allem abends beim Essen so, wenn um mich herum alle mindestens zu zweit oder in einer größeren Gruppe am Tisch sitzen. Manchmal beschleicht einen das Gefühl – ob im Café, Restaurant oder Campingplatz – dass alle einen mit Mitleid anstarren. Ich bin mir allerdings sicher, dass dies vor allem das eigene Gefühl ist, aber nicht die Realität. Zunächst wird jede und jeder Neue beim Betreten des „eigenen Terrains“ angeschaut. Geht es nicht auch dir so? Und schau selbst mal genau hin: wie häufig siehst du zum Beispiel Paare, die sich nichts zu sagen haben, genervte Familien oder Menschen, die scheinbar nur aus Höflichkeit zusammensitzen? Ich freue ich dann immer, dass es mir nicht so geht. Und selbst wenn du angeschaut wirst: vielleicht ist es einfach nur positiv oder sogar Neid.

Dennoch: natürlich gibt es Situationen in denen du dich fragst was das alles soll. Du fragst dich vielleicht, warum um alles in der Welt du alleine durchs Leben gehst, ob dich keiner mag. Du fühlst dich vielleicht überfordert mit deinem Fahrzeug, der Größe und all den technischen Details. Bestimmte Verkehrssituationen wie enge Strassen, Serpentinen, plötzliche Hindernisse stressen dich. Selbst, wenn es mal nicht so toll ist, vielleicht Dinge schief laufen und du dir denkst, dass es wirklich die allerblödeste Idee war alleine zu verreisen: zweifele nicht an dir, denn auch hiermit bist du nicht alleine.  Die allermeisten Solo-Camper kennen diese Gedanken, gerade zu Beginn. Aber sie wissen irgendwann auch, dass es Situationen sind, die vorüber gehen. 

Ja, es ist mir in Restaurants auch passiert, dass man mir den miesesten Tisch geben wollte, da ich ja “nur” alleine kam. Klar ärgert mich das. Aber inzwischen gehe ich dann, suche mir eine Alternative und erlebe häufig doch noch einen netten Abend.

Tipp

In der Zeit, in der du dich sonst mit deiner Reisebegleitung über die Erlebnisse des Tages austauschen würdest, kannst du deine Abenteuer in einem Reisetagebuch reflektieren. Dies ist nicht nur eine schöne Erinnerung, sondern gibt dir auch die Gelegenheit dein Selbstbewusstsein zu heben. Und wenn du doch jemanden anderen für den Austausch brauchst: du kannst heute nahezu jeden von überall kontaktieren. Rufe einfach eine Freundin oder einen Freund an, wenn dir danach ist. Erzähle von deinen Abenteuern. Es kann gut sein, dass es dir hilft deine Situation und dich noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. 

Deine ganz persönliche Reisebegleitung für gemeinsame Erinnerungen (Bild: charan sai, Pexels)

Fazit

Trau dich! Vielleicht inspirieren dich diese Beispiele dich auf den Weg zu machen. In der heutigen Zeit hat man wenig Gelegenheiten sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Bleibe positiv und versuche die Zeit zu genießen. Nutze die Reise, die Umgebung und auch dich zu entdecken. Ich habe beim Schreiben des Beitrags sofort wieder Lust bekommen mich auf den Weg zu machen und Neues zu entdecken. 

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